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Herausragende Persönlichkeiten in Aitrach

Bürgermedaille der Gemeinde Aitrach

„Die Welt lebt von Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht.“ (Ewald Balser, Dt. Schauspieler 1889-1978)

Genau diese Menschen, die für das Wohl der Allgemeinheit eintreten oder herausragende Einzelleistungen erbringen, die eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft darstellen, ehrt die Gemeinde mit der Bürgermedaille. Der Gemeinderat hat hierzu die Satzung über die Bürgermedaille der Gemeinde Aitrach am 22. November 2010 beschlossen.

Die Vorschläge für die zu Ehrenden können von Vereinen und Organisationen und auch von jeder Einzelperson eingebracht werden, da manche Leistungen „im Verborgenen“ erbracht werden und daher nur durch den engen Umkreis vorgeschlagen werden können. Die Entscheidung über die Verleihung trifft der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung mit einer qualifizierten Mehrheit von ¾ der Mitglieder des Gemeinderates. 

Die Verleihung der Bürgermedaille erfolgt in einem feierlichen Rahmen bei einem Bürgerempfang, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger öffentlich eingeladen werden. Die Bürgermedaille selbst ist in Silber ausgeführt und zeigt das Wappen der Gemeinde Aitrach sowie die Umschrift „Bürgermedaille – Gemeinde Aitrach“.

Als äußeres Zeichen für das Innehaben der Bürgermedaille ist mit der Verleihung eine Ehrennadel verbunden. Die Ehrennadel stellt das Gemeindewappen dar und wird dementsprechend aus Rotgold hergestellt, wobei der Hintergrund mattiert ist und die Jagdhörner poliert.

Träger der Bürgermedaille

Nach § 1 der Satzung über die Bürgermedaille der Gemeinde Aitrach werden folgende besonderen Verdienste geehrt:

„Jede Form des Eintretens zum Wohle der Allgemeinheit oder herausragende Einzelleistungen, die eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft darstellen, verdienen Anerkennung und Respekt. Persönlichkeiten, die sich in diesem Sinne besondere Verdienste erworben haben, können durch die Verleihung einer Bürgermedaille geehrt werden. Die Persönlichkeiten haben sich beispielsweise in den Bereichen ehrenamtliches Engagement, soziale Verantwortung, Integration, Zivilcourage, Kultur, Bildung, Umwelt- und Naturschutz, Politik sowie Sport besonders hervorgehoben und das Ansehen der Gemeinde gefördert. Die Aufzählung der Bereiche kann dabei nicht abschließend sein, sondern die Leistungen der Persönlichkeiten müssen im Einzelnen durch den Gemeinderat bewertet werden.“ 

Auf dieser Grundlage wurden folgende Personen mit der Bürger mit der Bürgermedaille der Gemeinde Aitrach ausgezeichnet:

Hans Katzenberger

Mit der Verleihung der Bürgermedaille würdigte die Gemeinde Aitrach 2013 das jahrzehntelange, unermüdliche Engagement von Hans Katzenberger – einem Mann, der den TSV Aitrach und das gesellschaftliche Leben der Gemeinde über mehr als vier Jahrzehnte hinweg geprägt hat.

Mit Weitblick, Ausdauer und Leidenschaft hat er Strukturen geschaffen, die bis heute Bestand haben.

Sportlicher Aufbauhelfer – seit 1959

Hans Katzenberger engagiert sich seit 1959 ununterbrochen für das Gemeinwohl – mit einem besonderen Schwerpunkt im sportlichen und kulturellen Bereich.

In einer Zeit, in der Sport weder in der Schule noch im Dorfleben verankert war, leistete er echte Pionierarbeit:
Er verband Schul- und Vereinssport, ermöglichte Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven, und setzte sich für eine moderne Vereinsstruktur ein.

Er war:

  • Jugendleiter im TSV: 1959–1963, 1968–1970

  • Abteilungsleiter Fußball: 1961, 1966–1970, 1985–1986

  • Schriftführer: 1969–1970

  • 1. Vorsitzender des TSV Aitrach: 1971–1981 und 1987–1997

20 Jahre an der Spitze des Vereins

Unter seiner Führung entwickelte sich der TSV zu einem starken Verein mit heute über 1.000 Mitgliedern – eine beeindruckende Kontinuität, die auf seinem Wirken beruht.

Vereinsmensch mit Unternehmergeist

Hans Katzenberger schuf nicht nur die sportlichen Voraussetzungen, sondern auch die organisatorische Infrastruktur für zahlreiche Meisterschaften. Unter seiner Regie nahm der Verein an Erfolgen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene teil – vor allem in der Leichtathletik.

Er war es, der die erste Jugendmannschaft zu Verbandsspielen anmeldete und damit neue Wege für die Jugendarbeit eröffnete. Der Verein wuchs in fünf aktiven Abteilungen und wurde zur überregionalen sportlichen Größe.

Ein bleibendes Zeugnis seiner Führungsarbeit: 1999 wurde Hans Katzenberger zum Ehrenvorsitzenden des TSV ernannt.

Kultur, Fasnet & Gemeinderat

Sein Engagement ging über den Sport hinaus:

  • Mitbegründer der Narrenzunft Aitrach (1969/70)

  • Zunftmeister bis 1981

  • Gesamtorganisator der Aitracher Dorffasnet – ein bis heute weithin bekanntes Brauchtumsfest

  • Gemeinderat (1975–1980)

  • Kirchengemeinderat und 2. Vorsitzender (1986–2001)

Hans Katzenberger war nicht nur aktiver Mitgestalter im Vereinswesen, sondern auch engagierter Bürger, der Verantwortung übernahm – mit Blick für das Ganze und Gespür für Gemeinschaft.

Verdient geehrt

Für sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement wurde Hans Katzenberger mehrfach ausgezeichnet:

  • Silberne Ehrennadel des Württ. Fußballverbands (1971)

  • Bronzene, silberne und goldene Ehrennadel des Württ. Landessportbunds (1971, 1996, 1999)

  • Silberne & goldene Ehrennadel des TSV Aitrach

  • Ehrenvorsitzender des TSV seit 1999

Die Gemeinde Aitrach dankt Hans Katzenberger für sein jahrzehntelanges Wirken und sein Lebenswerk.

Hans Katzenberger verstarb im Jahr 2023 im Alter von 86 Jahren.

Karl Münsch

Mit großer Freude und tiefem Respekt hat die Gemeinde Aitrach 2011 zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Bürgermedaille verliehen. Einer der beiden ersten Geehrten ist Karl Münsch, ein echtes Aitracher Original – vielseitig, engagiert, humorvoll, und vor allem: immer für andere da.

Ein Leben für Aitrach

Geboren im Januar 1927 in Aitrach, übernahm Karl Münsch die elterliche Schuhmacherwerkstatt. Doch bald zeigte sich: Der "Karle" kann weit mehr als Schuhe machen. Seine Eltern sagten einst: „Der Karle kann’s mit den Leuten“ – und sie sollten mehr als recht behalten.

Wenn man die ehrenamtlichen Tätigkeiten von Karl Münsch aneinanderreiht, ergibt das sagenhafte 141 Jahre an Engagement in unterschiedlichsten Bereichen:

  • 20 Jahre im Kirchenchor

  • 10 Jahre im Gesangsverein

  • 9 Jahre als Organist

  • 18 Jahre Dirigent der Musikkapelle Aitrach

  • 15 Jahre Leitung der Jugendkapelle

  • 15 Jahre Leitung des Laientheaters

  • 8 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr

  • 5 Jahre im Pfarrgemeinderat

  • 24 Jahre im Gemeinderat, darunter als stellvertretender Bürgermeister

Kreativer Kopf mit Herz

Besonders erwähnenswert sind einige seiner Projekte, die das kulturelle Leben Aitrachs bis heute prägen:

  • Laientheater nach dem Krieg: Stücke wie „Der Glockenguss zu Breslau“ lockten Besucher in Scharen. Es fuhren sogar Sonderbusse aus der Umgebung nach Aitrach.

  • Fasnet mit Charme und Trompete: Mit einem Motorrad samt Beiwagen und selbstgemaltem Plakat warb er für die Veranstaltungen – musikalisch begleitet von seiner Trompete.

  • Musikalisches Erbe: Gründung der Jugendmusikkapelle und Komposition des heute noch bekannten „Roiweible-Lied“.

  • Burgfest-Initiator: In den 1960er Jahren rief er das heute weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Fest ins Leben.

  • Nikolaus mit Herz: Vier Jahrzehnte lang war er der liebevolle Nikolaus für die Kinder der Gemeinde.

  • Miniaturschuhsammlung: Über 100 filigran gefertigte Mini-Schuhpaare zeugen von seiner handwerklichen Kunst.

Ein Mann, der begeistert

Karl Münsch war nicht nur ein Multitalent, sondern auch ein Mensch, der mit Optimismus, Lebensfreude und Überzeugungskraft andere mitgenommen hat. Seine Leidenschaft hat Spuren hinterlassen – und das nicht nur in Protokollen oder Listen, sondern vor allem in den Herzen der Aitracher Bürgerinnen und Bürger.

Die Gemeinde verneigt sich mit Respekt vor seinem Lebenswerk.

Karl Münsch verstarb im Jahr 2023 im Alter von 99 Jahren.

Franz Weishaupt

Mit der Verleihung der Bürgermedaille würdigt die Gemeinde Aitrach im Jahr 2011 das jahrzehntelange, herausragende Engagement von Franz Weishaupt – einem Mann, der mit Idealismus, Tatkraft und einem feinen Gespür für Menschen das Gemeindeleben maßgeblich mitgestaltet hat.

Lehrer, der bewegt

Als junger Lehrer kam Franz Weishaupt 1968 nach Aitrach. Seine Fächer: Physik und Chemie – aber sein Einfluss reichte weit darüber hinaus.

Er brachte frischen Wind in den Unterricht, integrierte gezielt Mädchen in technische Fächer und begeisterte ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern. Viele erinnern sich noch heute an das „Puffen und Knattern“ im Reagenzglas – und an den Lehrer, der Wissenschaft erlebbar machte.

Er war Initiator und Organisator zahlreicher Projekte:

  • Schullandheimaufenthalte im Kleinen Walsertal

  • Waldschulwochen mit der Schule Aichstetten

  • Erste-Hilfe-Kurse für Abschlussklassen (1972–1988)

  • Anspruchsvolle Schülerzeitung

  • Theater-Truhe – ein innovatives Konzept für darstellendes Spiel im Unterricht

  • Mitgestaltung der Musischen Tage 1997 in Leutkirch

Herz und Kraft für den Sport

Seit 1969 engagiert sich Franz Weishaupt unermüdlich für den Sport in Aitrach – mit einem besonderen Fokus auf die Förderung junger Talente:

  • Gründung der Leichtathletikabteilung des TSV Aitrach

  • Übungsleiter und Trainer mit 12 Stunden Training pro Woche

  • Organisation von Kreismeisterschaften

  • Erfolge auf Landes- und Bundesebene:

    • 1977: 24 Kreismeistertitel, 7 Bezirksmeistertitel

    • 1981: Deutscher Meistertitel im Crosslauf

    • 1982: Deutscher Jugendmeister im Dreisprung

Weishaupt übernahm auch Verantwortung im Vereinsleben:

  • 5 Jahre 1. Vorsitzender des TSV

  • 17 Jahre Leitung der Männersportgruppe

  • Seit 2003 Trainer der Gruppe Sport 55plus

Kreativer Kopf im Hintergrund

Ob beim Aufbau der Roiweible-Figur für die Aitracher Narrenzunft, bei der Gestaltung der Fasnetshalle oder in der Organisation von Zeltlagern – Franz Weishaupt blieb stets bescheiden, arbeitete im Hintergrund und hatte dabei immer das Wohl anderer im Blick.

Seine Fähigkeit, Talente zu erkennen, zu fördern und Jugendliche zu motivieren, macht ihn zu einer prägenden Figur im Aitracher Gemeindeleben.

Die Gemeinde dankt Herrn Franz Weishaupt für sein Herzblut und seine unermüdliche Arbeit!

Prof. Dr. med. Rudolf Fritz Weiß

Geboren am 28. Juli 1895 in Berlin, studierte Rudolf Fritz Weiß an der Universität Berlin Medizin und Botanik. 1922 erhielt er die ärztliche Approbation und absolvierte die Ausbildung  zum Facharzt für Innere Medizin an der Berliner Charité. Nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1952 ließ er sich als Arzt für Innere Medizin in Hannover nieder. 1958 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz I. Klasse für seine aufopfernde Tätigkeit in Lazaretten der Kriegsgefangenen verliehen.

Nach Beendigung seiner Facharztpraxis übersiedelte er 1961 nach Aitrach (Ortsteil Vogelherd) um sich ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmen zu können. 1984 übernahm er mit 88 Jahren noch einen Lehrstuhl an der Universität Tübingen zum Thema „Neuzeitliche Phytotherapie in der Praxis“.

Dr. Weiß hat in zahlreichen wissenschaftlichen und populären Veröffentlichungen maßgeblich zur Erarbeitung eines fundierten Wissens und zur Verbreitung der Pflanzenheilkunde beigetragen. Seine reichen botanischen Kenntnisse machten ihn zum Altmeister der deutschen wissenschaftlichen Phytotherapie.

Am 2. August 1985 wurde ihm von Bürgermeister Peter Alexa das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Aitrach verliehen.

Im Alter von 96 Jahren starb Dr. Rudolf Fritz Weiß am 27. November 1991 in Aitrach.

Hermann Krum

Am 1. Februar 1868 wurde Hermann Krum geboren. Mit seinen Eltern übersiedelte er 1871 von Reutlingen nach Göppingen, wo sein Vater Gottlob Krum die dortige Papierfabrik erworben hatte. Dreißig Jahre später errichtete Hermann Krum 1901 in Aitrach-Marstetten als Inhaber der Göppinger Papierfabrik G. Krum eine Fabrik zur Zellstoffgewinnung. Sie sollte dem Göppinger Werk den Grundstoff für die Papierfabrikation liefern. 1934 wurde die Göppinger Papierfabrik von der Papierfabrik Unterkochen bzw. dem Waldhof-Konzern übernommen.

Nachdem im März 1945 sein Wohnsitz in Göppingen bei einem Luftangriff in Flammen aufgegangen war, wohnte Hermann Krum wieder in Marstetten.

Wegen seiner Verdienste, die er für die Gemeinde Aitrach erworben hatte, erfreute er sich bei der Bevölkerung großer Wertschätzung. So half er z. B. dem Turnverein durch großzügige Spenden 1921 beim Bau einer Turnhalle. Des weiteren ließ er dem Veteranen- und Kriegerverein als dessen Ehrenmitglied über Jahre hinweg großzügige finanzielle Unterstützung zukommen.

In Anbetracht der zahlreichen Wohltaten, die er der Gemeinde über viele Jahre erwiesen hatte, wurde Hermann Krum am 31. August 1947 von Bürgermeister Udo Buhl die Würde des Ehrenbürgers verliehen.

Am 1. Februar 1948 konnte er in Aitrach seinen 80. Geburtstag feiern. Im Oktober 1948 kehrte er in seine alte Heimat nach Göppingen zurück. Dort starb er am 27. Januar 1959 kurz vor seinem 91. Geburtstag.

Bernhard Grupp

Bernhard Grupp wurde am 28. Juni 1834 in Tannhausen, Württemberg, geboren. Von 1860 an war er bis zu seiner Pensionierung 44 Jahre als Lehrer in Aitrach tätig. Neben der Erziehung und Bildung der Jugend galt seine große Liebe der Musik. Als langjähriger Dirigent des Aitracher Kirchenchores erntete er im weiten Umkreis viel Lob und Anerkennung. Des weiteren machte er sich als Gründer und Leiter des Liederkranzes einen Namen. Die Poesie und das Komponieren gehörten zu seinen weiteren Lieblingsbeschäftigungen, aber auch die Obstbaum- und Bienenzucht. Als „Bienenvater“ erwarb er sich in der Region hohes Ansehen und wurde geschätzt als fachkundiger Referent bei zahlreichen Imkerversammlungen.

1885, dem Jahr seines 25jährigen Jubiläums als Lehrer, Mesner und Kirchenchordirigent, erbat er sich von der Pfarrgemeinde einen Raum im Erdgeschoss des Turmes für die Erbauung einer Lourdes-Grotte, ein Wunsch, der ihm von Pfarrer Geiger gewährt wurde.

Am 7. Mai 1899 wurde Bernhard Grupp in dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste während seines bis dahin „neununddreißigjährigen Wirkens in der Gemeinde als Erzieher der Jugend, als erfolgreicher Förderer von Musik und Gesang und für seine treue Mitarbeit zur Verbesserung der Aitracher Verkehrsverhältnisse“ von Schultheiß Butscher das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Im Jahre 1905 trat Bernhard Grupp in den Ruhestand. Im selben Jahr stiftete er einen namhaften Beitrag zum Bau des Schwesternhauses und der Kleinkinderschule St. Bernhard.

Am 5. Oktober 1922 starb er im Alter von 88 Jahren in Aitrach.

Kontakt & Informationen

Bürgermeister

Thomas Kellenberger
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